Die Klimastraße – Ein Leuchtturmprojekt für mehr Lebensqualität im Bremer Zentrum
In Zeiten der Klimakrise wird es immer wichtiger, dass Städte sich anpassen und Wege finden, die Lebensqualität ihrer Bürger*innen zu erhalten und zu steigern. Bremen geht mit der geplanten Klimastraße in der Dechanatstraße zwischen Domsheide und Schnoor einen innovativen Schritt in diese Richtung. Das Modellprojekt für klimaangepasste Stadträume zeigt, wie eine städtische Straße zukunftsweisend gestaltet werden kann. Doch was genau steckt dahinter, und welchen Mehrwert bringt eine Klimastraße für die Lebensqualität in der Stadt?
Was ist eine Klimastraße?
Die Klimastraße in der Bremer Innenstadt ist die erste ihrer Art in Bremen und soll in der Dechanatstraße entstehen. Ziel ist es, den städtischen Raum nicht nur klimafreundlicher, sondern auch attraktiver und lebenswerter zu gestalten. Dabei fließen verschiedene Maßnahmen zusammen: Begrünung von Straßen und Fassaden und nachhaltige Wasserkreisläufe bzw. moderne Abwassersysteme. All das soll das Mikroklima verbessern, die Temperaturen senken und das Wohlbefinden der Anwohner*innen und Passant*innen erhöhen. Gleichzeitig geht es um mehr Aufenthaltsqualität und eine höhere Widerstandskraft gegenüber extremen Wetterereignissen wie Starkregen oder Hitze.
Mehr als nur Begrünung: Der ganzheitliche Ansatz der Klimastraße
Eine zentrale Maßnahme der Klimastraße ist die umfangreiche Begrünung: Pflanzen an Fassaden, in Baumscheiben und urbanen Grünflächen tragen dazu bei, die Luft zu reinigen, CO₂ zu binden und eine natürliche Kühlung zu ermöglichen. Doch das Projekt geht weit über reine Begrünung hinaus und setzt Prinzipien der Schwammstadt um: Integrierte Wassersysteme sollen Niederschläge besser auffangen und gezielt in den Boden leiten. Dies schützt vor Überflutungen und schafft gleichzeitig die Grundlage für eine bessere Versorgung der städtischen Vegetation.
Warum die Dechanatstraße?
„Nach den Vorplanungen hat sich gezeigt, dass sich die Dechanatstraße sehr gut für den modellhaften Umbau zur Klimastraße eignet. Zum einen, weil deutlich mehr Innenstadtnutzer*innen und über tausend Schüler*innen der anliegenden St-Johannis-Schule von einem Umbau profitieren. Eine große Rundbank um einen Amberbaum im Bestand vor der Schule lädt Schüler*innen so zu Verweilen im Schatten sein. Zum anderen, weil mit der Maßnahme nicht nur die Hitzebelastung in der Straße um bis zu zehn Grad reduziert wird, sondern bei Starkregen künftig auch der Schnoor vor Überschwemmungen geschützt wird. Die Pflanz- und Grünzonen in der Dechanatstraße, die vor dem Altbau der Johannisschule angelegt werden sollen, spenden nämlich nicht nur Schatten, sondern können auch das Regenwasser wie ein Schwamm aufnehmen und für Trockenperioden speichern. Und somit das alte Kanalsystem des Schnoors bei Starkregen entlasten," beschreibt das zuständige Projektbüro Innenstadt.
Warum ist die Klimastraße ein Gewinn für Bremen?
Einer der größten Vorteile liegt in der verbesserten Lebensqualität durch Klimaanpassung: Vor allem in dicht bebauten Innenstadtbereichen können Temperaturen im Sommer unerträglich hoch werden. Die Begrünung der Straßen hilft dabei, diese Temperaturen zu senken und sogenannte „Hitzeinseln“ zu vermeiden. Außerdem wird durch die Vergrößerung von Aufenthaltsbereichen im Grünen und die Gestaltung von angenehmen Begegnungsorten die soziale Interaktion in der Stadt gefördert.
Neben der physischen Wirkung auf das Mikroklima steigert die Klimastraße auch das subjektive Wohlbefinden der Anwohner*innen und Besucher*innen. Eine attraktive Umgebung lädt zum Verweilen ein, schafft Orte der Erholung und fördert die Verbundenheit mit dem eigenen Stadtviertel. Eine umweltfreundliche, moderne Infrastruktur wie die der Klimastraße wird also nicht nur den heutigen, sondern auch zukünftigen Generationen zugutekommen.
Ein Schritt in die Zukunft – Vorbild für andere Städte
Auch Kathrin Moosdorf, Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft zeigt sich erfreut über die Planungen: „Ich freue mich sehr, dass wir dieses Pilotprojekt im Zentrum unserer Stadt machen und dass viele engagierte Bürgerinnen und Bürgern sich daran beteiligen! Von dort wird es in die Stadtteile wirken". Als erster innerstädtischer Raum wird die Dechanatstraße klimaangepasst umgebaut. Darüber hinaus bestehen zwölf weitere Standorte auf einer Shortlist, die sich besonders gut für einen Umbau zum klimaangepassten Ort eignen. Doch vor allem die Klimastraße hat damit Potenzial für weitere Projekte in Bremen und über die Stadtgrenzen hinaus und könnte Vorbild für andere Kommunen und Städte werden, die sich ebenfalls den Herausforderungen des Klimawandels stellen müssen. Mit dem Klimastraßenkonzept zeigt Bremen, dass Klimaschutz und Stadtentwicklung Hand in Hand gehen können und sich diese Investitionen für uns alle auszahlen – zugunsten von Umwelt, Lebensqualität und urbaner Resilienz.
Zeitplan und Finanzierung
Im März 2023 begann das Projekt mit der Erstellung eines „Handlungsraumkonzeptes“. Nun haben Behördenvertreter am Dienstagabend (20.08.2024) im Beirat Bremen-Mitte die Pläne für den Umbau der Dechanatstraße bekannt gegeben. Die Bauarbeiten sind auf mehrere Phasen verteilt: Die Umgestaltung der Dechanatstraße zur Klimastraße beginnt voraussichtlich im Mai 2025 und soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein. Die Projektkosten belaufen sich auf etwa 1,2 Millionen Euro. Die Finanzierung erfolgt zu 75 Prozent durch Mittel des Bundes aus dem Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ) und zu 25 Prozent durch Mittel der Stadt Bremen. Projektträgerin ist das Amt für Straßen und Verkehr (ASV). Weitere Informationen findet ihr auf der Projektseite des Projektbüros Innenstadt.
Wie findet ihr das Projekt? Wie könnten solche Konzepte eurer Meinung nach weiter verbessert? Und welche Ideen habt ihr für weitere klimaangepasste Orte in Bremen? Teilt uns eure Gedanken und Ideen in den Kommentaren bei Instagram mit oder schreibt uns eine E-Mail und schaut euch die Klimastraße an, wenn es so weit ist im November 2025!
Quellen: Binnenstadt, Weser Kurier, buten un binnen