Zum Inhalt springen

Verpackungslos glücklich

Behälter mit Reis, Flocken, Hirse in Unverpackt-Laden
© energiekonsens

Zwei Wochen sind rum und schon wieder ist der gelbe Sack voll? Ein Großteil unseres alltäglichen Abfalls entsteht durch Verpackungen. Einiges lässt sich recyceln – vieles aber auch nicht und wird klimaschädlich verbrannt oder landet (in Form von Mikroplastik) in unserer Umwelt. Um die gigantischen Mengen unseres eigenen Abfalls zu reduzieren, gibt es immer mehr Unverpacktläden – so auch bei uns in Bremen und Bremerhaven. Das Prinzip ist simpel: Jeder Kundin bringt eigene Behälter, Beutel oder Netze mit, füllt die gewünschten Produkte ab und spart eine Menge Plastik –und CO2.

Egal ob Haferflocken, Wäschetabs, Bambuszahnbürsten oder Essig – die Produktpalette in Unverpacktläden ist mittlerweile vielfältig und reicht weit über den Lebensmittelbereich hinaus. „In den letzten anderthalb Jahren haben wir unser Sortiment verdoppelt“, bestätigt auch Nora Osler, Inhaberin des Unverpacktladens Füllerei Findorff. „Es gibt immer wieder tolle Ideen von engagierte Akteuren und Start-Ups – wenn ich den Platz hätte, könnte ich locker die doppelte Menge an Produkten anbieten.“

Inhaberlin Nora Osler im Unverpacktladen Füllerei
Seit Februar 2020 führt Osler den kleinen Laden in der Borgfelder Straße in Findorff. In Bremen und Bremerhaven gibt es mittlerweile 10 Geschäfte mit größeren Unverpacktangebot. Wie viele andere Eigentümer*innen in der Unverpacktszene ist Osler Überzeugungstäterin. „Ich habe zunächst angefangen unverpackt einzukaufen, als einfache Möglichkeit selber aktiv etwas zu verändern und Läden zu unterstützen, die Veränderung in unserer Gesellschaft voranbringen wollen.“ Danach kam der Schritt zum eigenen Laden. Viele Inhaber*innen seien Autodidakten, so Osler, die gute Vernetzung innerhalb der Szene – sowohl in Bremen als auch auf Bundesebene – habe bei der Umsetzung enorm geholfen.

Das kann auch Anne Bink, Co-Inhaberin des Ladens Glückwinkel in Bremerhaven, bestätigen. Wie Osler ist sie im bundesweiten Unverpacktverband Mitglied und vernetzt sich mit Produzentinnen und Manufakturen auf lokaler Ebene. Und die Nachfrage ist da: Sowohl Glückswinkel als auch Füllerei Findorff freuen sich über einen festen Kundinnenstamm, auch wenn die Corona-Pandemie der Bewegung insgesamt einen Dämpfer erteilt hat. „Viele sind derzeit verunsichert, unverpackt einzukaufen, obwohl der Apfel im großen Supermarkt ebenfalls von vielen Händen angefasst wird“, erläutert Anne Bink. „Wir bemühen uns mit unseren Hygiene-Regelungen diese Bedenken bestmöglich auszuräumen.“ Auch der Fokus auf Klimaschutzthemen habe laut Osler in der Pandemie gelitten. „Unverpackt einkaufen bedarf etwas mehr Planung. Ich kann es da niemanden übelnehmen, wenn das während Corona hinten runtergefallen ist. Etwas zu tun, ist aber gerade jetzt umso wichtiger.“ Nichtsdestotrotz scheinen sich immer mehr Menschen dem „Zero Waste“-Motto zu verschreiben, sodass auch einige Supermärkte mittlerweile Modellprojekte mit unverpackten Lebensmitteln ausprobieren.

Anne Bink und Fiona Brinker, Inhaberinner vom Glückswinkel Bremerhaven

Bunte Innenstädte und individuelle Kauferlebnisse

In Bremerhaven ist der Glückswinkel noch der einzige stationäre Laden mit Unverpacktangebot – einzig der UnverpacktTruck von Anne Binks Ehemann bietet seit März 2021 ein mobiles Pendent auf Wochenmärkten in der Region. „Wir wollten ein kleines Lädchen schaffen, in dem man den alltäglichen Bedarf lokal und nachhaltig einkaufen kann ohne über das Internet bestellen zu müssen“, erklärt Bink. „Die Idee war, weg von standardisierten Einkaufsmeilen hin zu bunten, individuellen und vielfältigen Innenstädten zu kommen. Es soll den Leuten Spaß machen, in unseren Laden zu kommen, weil sie neue Dinge entdecken können und ins persönliche Gespräch mit uns kommen.“

Unverpackt einkaufen spart also nicht nur Plastik und CO2, es macht das Einkaufserlebnis wieder etwas persönlicher, interessanter und stressfreier. „Ein Kunde sagte mir mal, er ginge entspannter raus als er reingekommen sei“, berichtet Osler. Sich wieder etwas mehr Zeit nehmen, etwas lernen, sich mit den Produkten beschäftigen und ins Gespräch kommen – probiert es doch mal aus!

Hier findet ihr Unverpacktläden in Bremen und Bremerhaven:

Weitere Läden mit unverpacktem Teilsortiment:

Moin 2038