Bremen isst klimafreundlich
Fast 60 Kilogramm Fleisch isst jede:r Deutsche durchschnittlich im Jahr. Das ist weder für die eigene Gesundheit gut, noch für das Klima. Denn bei der Produktion von Fleisch und tierischen Lebensmitteln fallen große Mengen Treibhausgase an. Deswegen ist es wichtig, mehr qualitativ hochwertiges Obst, Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte anstelle von Fleisch in unseren Alltag zu integrieren.
Biostadt Bremen: weniger Fleisch – mehr bio!
Auch Bremen setzt immer mehr auf klimafreundliche Ernährung. Einer der wichtigsten Akteure, der sich für nachhaltigere Ernährung in Bremen einsetzt, ist die BioStadt Bremen. Das übergeordnete Ziel der BioStadt Bremen ist es, eine „gesunde und nachhaltige Ernährung für alle Menschen in Bremen zu ermöglichen“, fasst die Projektleiterin Mücella Demir zusammen. Dazu gehört: Mehr Bioprodukte in den Konsum zu bringen – besonders in der öffentlichen Verpflegung-, Lebensmittelabfälle zu vermeiden und den Anteil von tierischen Lebensmitteln zu reduzieren.
Bremen hat ambitionierte Ziele. Der Abschlussbericht der Bremer Enquete Kommission aus Dezember 2021 formuliert das Ziel bis 2030 den Bremer Fleischkonsum um mindestens 50 Prozent zu reduzieren. „Ich halte das Ziel für realistisch“, sagt Mücella Demir. Als wichtigsten Hebel sieht sie hier die öffentliche Beschaffung: „Zurzeit ist es noch normal, dass es in vielen Kantinen mehrmals die Woche – wenn nicht sogar jeden Tag – Fleisch gibt.“ Wenn Fleisch reduziert würde, würden finanzielle Ressourcen frei, die dann für die Umstellung auf Bio eingesetzt werden könnten. Das wichtigste Instrument ist hierbei der „Aktionsplan 2025 – Gesunde Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung der Stadtgemeinde Bremen“, welchen der Bremer Senat bereits 2018 beschlossen hat. Mit diesem Aktionsplan soll die Gemeinschaftsverpflegung, zum Beispiel in Schulen, KiTas und Krankenhäusern, in der Stadtgemeinde schrittweise bis zum Jahr 2025 auf einen hohen qualitativen Standard gebracht werden, sodass in der öffentlichen Verpflegung nur noch Bio-Produkte eingesetzt werden.
Die BioStadt Bremen koordiniert die Umsetzung des Plans und ergreift flankierende Maßnahmen, wie zum Beispiel ihre Förderinitiative. Außerdem setzt die BioStadt Bremen auf Verbrauer:innenbildung, um auch im privaten Sektor Menschen zu einer klimafreundlichen Ernährung zu motivieren. „Mittlerweile ist es bekannt und bewiesen, dass weniger Fleisch gesund ist, da zum Beispiel das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung mit vermindertem Fleischkonsum abnimmt”, erklärt Mücella Demir. Es sei deswegen besonders wichtig, den Menschen klarzumachen, dass sie einen großen eigenen Vorteil haben, wenn sie tierische Produkte reduzieren. Zusätzlich ginge es um das Thema Haltung: Auf der einen Seite, wie Tiere gehalten werden, auf der anderen Seite, wie man persönlich Haltung annehmen und sich verantwortungsvoll mit dem Thema klimafreundliche Ernährung auseinandersetzen kann.
Vegan in Bremen
Bereits jetzt zeigen viele Bremer*innen Haltung beim Thema Ernährung. Sie haben ihren Fleischkonsum verringert, oder ernähren sich gänzlich vegetarisch oder vegan. Laut aktuellen Fleischatlas der Böll-Stiftung lehnen ¾ der jungen Menschen in Deutschland die konventionelle Tierhaltung ab. Wenn Menschen ihre Ernährung hinterfragen, dann steht laut Franziska Jeddings Erfahrungen häufig erstmal das Tierwohl im Fokus: “Doch wenn man dann anfängt, sich mit dem Thema beschäftigen, merkt man, was da noch alles dranhängt. Tierhaltung selbst stößt große Mengen CO₂ aus, dazu kommen die riesigen Flächen, auf denen Futter für die Tiere angebaut wird.” Franziska Jedding hat sich deswegen entschieden selbst vegan zu ernähren und betreibt die Webseite “Bremen liebt Grünzeug”. Auf dieser findest du eine genaue Auflistung von Restaurants und Cafés in Bremen, die entweder komplett vegan sind, oder ein veganes und vegetarisches Angebot haben. Außerdem gibt es Tipps, zum Beispiel, wie man sich am besten vegan auf dem Freimarkt oder Weihnachtsmarkt ernähren kann.
Mit ihrer Webseite möchte sie zeigen, dass man, auch wenn man sich vegan ernährt „nicht zuhause im einsamen Kämmerchen Spaghetti mit Tomatensoße essen muss, sondern trotzdem mit Leuten essen gehen kann und sich nicht großartig einschränken muss.“ Für die Bremerin ist die Ernährung mit der größte Hebel, den wir ziemlich einfach und schnell einsetzen können, um den eigenen CO₂-Fußabdruck zu verringern. Sich vegan zu ernähren, sei längst nicht mehr so schwierig, wie es noch vor ein paar Jahren war. Der gesellschaftliche Wandel mache sich auch in Bremen bemerkbar und das vegane Angebot wächst stetig. ”Bremen ist in Sachen veganer Ernährung gut aufgestellt“, findet Franziska Jedding. „Es ist natürlich nicht zu vergleichen, mit einer Großstadt wie Berlin. Aber das vegane Angebot in Bremen wird immer größer. Viele Restaurants, die eigentlich ein fleischlastiges Angebot haben, öffnen ihre Speisekarten für die vegane Ernährung. Auch in Supermärkten findet man mittlerweile eine riesige Auswahl an veganen Produkten.“
Für Menschen, die ihre Ernährung umstellen möchten, hat sie ein paar Tipps: „Am Anfang kommt einem das Thema schnell riesig vor und kann einen schnell überfordern.“ Deswegen empfiehlt sie es schrittweise vorzugehen. Erstmal auf die Sachen zu fokussieren, die einem leicht fallen und sich langsam herantasten. „Man muss nicht alles auf einmal weglassen, sondern kann erstmal ein bisschen ausprobieren, was einem schmeckt.“